Blutdruckmessgerät

Primäre und sekundäre Hypertonie

Bluthochdruck zählt zu den Erkrankungen, die weit verbreitet sind. Die Medizin unterscheidet zwischen einer primären und sekundären Hypertonie.

Was ist eine Hypertonie?

Von einer arteriellen Hypertonie, im Volksmund Bluthochdruck genannt, ist die Rede, wenn sich der Blutdruck der arteriellen Gefäße chronisch erhöht. Allein in Deutschland leiden 20 bis 30 Millionen Bundesbürger unter Hypertonie. Dauert die Erkrankung längere Zeit an, drohen gesundheitliche Folgeschäden wie eine koronare Herzerkrankung, ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt.

Ursachen von Bluthochdruck

Für das Entstehen von Bluthochdruck kommen die unterschiedlichsten Ursachen in Betracht. Dazu gehört vor allem eine falsche Ernährungsweise oder Mangel an Bewegung. In den meisten Fällen wird die Hypertonie durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausgelöst.

Unterschiedliche Formen

Nach den Ursachen unterteilen die Ärzte den Bluthochdruck in eine primäre und sekundäre Hypertonie. Bei den meisten Patienten lässt sich keine klare Ursache für den Bluthochdruck finden. In der Medizin ist dann von einer primären oder essentiellen Hypertonie die Rede. Lässt sich dagegen eine bestimmte Erkrankung feststellen, die für den Bluthochdruck ursächlich ist, liegt eine sekundäre Hypertonie vor.

Die primäre Hypertonie

Ungefähr 95 Prozent aller Bluthochdruck-Patienten leiden unter einer primären bzw. essentiellen Hypertonie, deren körperliche Ursache sich nicht diagnostizieren lässt. So ist nicht bekannt, wodurch die primäre Hypertonie entsteht. Klar ist zumindest, dass genetische Faktoren Einfluss ausüben. Es konnten zudem einige Mutationen festgestellt werden, die allein das Entstehen der Hypertonie allerdings nicht erklären.

Außerdem gibt es sehr selten vorkommende Formen des Bluthochdrucks, die durch einzelne Genveränderungen zustande kommen. Ein weiteres Indiz für genetische Faktoren ist, dass die Hypertonie häufig auch bei anderen Familienmitgliedern auftritt.

Bekannt sind außerdem einige Faktoren, durch die der Bluthochdruck gefördert wird. Dazu gehören neben der Neigung innerhalb der Familie:

+ Bewegungsmangel
+ ein hoher Konsum an Alkohol
+ ein hoher Konsum an Salz
+ Nikotinkonsum
+ Übergewicht
+ ein höheres Lebensalter von über 65 Jahren bei Männern und 55 Jahren bei Frauen
+ eine zu geringe Zufuhr an Kalium

Spielen die Wechseljahre und Stress eine Rolle?

Es wird vermutet, dass bei Frauen die Wechseljahre Einfluss auf das Entstehen von primärem Bluthochdruck haben. So zeigt sich die Erkrankung bei ihnen vor allem nach Ende ihrer Fruchtbarkeitsphase.

Einen weiteren bedeutenden Faktor stellt Stress dar. Der Stress allein ist zwar nicht für das Auftreten der primären Hypertonie verantwortlich, doch kann er bei Personen, die anfällig für Bluthochdruck sind, negativen Einfluss ausüben, wenn er häufig vorkommt.

Das metabolische Syndrom

In den meisten Fällen zeigt sich die primäre Hypertonie gemeinsam mit anderen Krankheiten wie Diabetes Typ 2 (Zuckerkrankheit), Übergewicht sowie erhöhten Blutfettwerten. Gehen diese drei Faktoren mit der Hypertonie einher, wird dies als metabolisches Syndrom bezeichnet.

Als typisch gilt das metabolische Syndrom für westliche Industrienationen. So wird es auch als Wohlstandssyndrom eingestuft. Jede einzelne dieser Erkrankungen bedeutet schon ein erhöhtes Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Treten die drei Faktoren jedoch gemeinsam auf, erhöht sich die Gefahr für eine Verkalkung der Gefäße deutlich.

Die sekundäre Hypertonie

Die sekundäre Hypertonie kommt wesentlich seltener vor als die primäre Hypertonie. So leiden etwa 5 Prozent aller Patienten unter ihr. Im Unterschied zur primären Form ist die Ursache bei der sekundären Form klar erkennbar.

In den meisten Fällen sind Erkrankungen der Nieren, Gefäßkrankheiten oder Störungen des Stoffwechsels für den Bluthochdruck verantwortlich. Dazu zählen unter anderem chronische Nierenleiden wie Zystennieren, eine chronische Glomerulonephritis oder eine Nierenarterienstenose. Ebenso können eine bereits angeborene Aortenisthmusstenose (Verengung der Hauptschlagader) oder ein Schlafapnoe-Syndrom, bei dem Atemstörungen während des Schlafens bestehen, der Grund für eine sekundäre Hypertonie sein.

Als weitere mögliche Ursache kommt die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln infrage. Dabei kann es sich um Rheumamedikamente oder hormonelle Präparate wie eine Antibabypille handeln. Mitunter entsteht der Bluthochdruck auch durch den Konsum von Drogen wie Amphetaminen oder Kokain.

Gelegentlich sind auch hormonelle Störungen der Grund für eine sekundäre Hypertonie. Zu den Verursachern zählen:

Primärer Hyperaldosteronismus

Bei einem primären Hyperaldosteronismus wie dem Conn-Syndrom entsteht ein Überschuss an dem Hormon Aldosteron. Auslöser dafür sind Störungen der Nebennierenrinde wie Tumore

Das Cushing-Syndrom

Das Cushing-Syndrom zählt zu den Hormonstörungen. Dabei wird ein Übermaß an Kortisol hergestellt. Das Kortisol nimmt Einfluss auf eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen. Seine Ausschüttung findet in erster Linie durch Stress statt.

Das adrenogenitale Syndrom

Beim adrogenitalen Syndrom (AGS) handelt es sich um eine Stoffwechselkrankheit, die vererbt wird. In ihrem Verlauf ist die Herstellung der Hormone Kortisol und Aldosteron innerhalb der Nebenniere gestört. Hervorgerufen wird das Syndrom durch einen irreparablen Gendefekt.

Akromegalie

Von einer Akromegalie ist die Rede, wenn ein Tumor im vorderen Bereich der Hirnanhangsdrüse, der bei den meisten Patienten gutartig ist, ohne Kontrolle Wachstumshormone herstellt. Infolgedessen findet eine Vergrößerung mancher Körperteile wie Nase, Kinn, Unterkiefer, Augenbrauen sowie von Händen und Füßen statt.

Schilddrüsenfunktionsstörungen

Nicht selten zeigt sich ein zu hoher Blutdruck auch in Verbindung mit Funktionsstörungen der Schilddrüse wie einer Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse).

Ein Phäochromozytom

Als Phäochromozytom wird ein Tumor in der Nebenniere bezeichnet, der zumeist einen gutartigen Verlauf nimmt. Er stellt Stresshormone wie Adrenalin oder Noradrenalin her, was wiederum Anfälle von Bluthochdruck auslöst, die mit Herzrasen, Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen einhergehen.

Schwangerschaft

Eine sekundäre Hypertonie kann auch durch eine Schwangerschaft hervorgerufen werden. Grund dafür ist ein schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, der ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) einsetzt. Manchmal entsteht der Bluthochdruck durch die Schwangerschaft selbst. Liegt er jedoch schon vor der 20. SSW vor, kommt er unabhängig von der Schwangerschaft zustande.

In den meisten Fällen verläuft die schwangerschaftsbedingte Hypertonie ohne Probleme und geht etwa sechs Wochen nach der Geburt wieder zurück. Weil sich allerdings mitunter hypertensive Schwangerschaftserkrankungen wie das HELLP-Syndrom oder Präeklampsie aus der Hypertonie entwickeln können, wird der Blutdruck der Schwangeren regelmäßig kontrolliert.

Die sekundäre Hypertonie und die Lebensgewohnheiten

Bei einer sekundären Hypertonie spielen die Lebensgewohnheiten des Patienten eine weniger wichtige Rolle als bei der primären Hypertonie. Am häufigsten zeigt sich die sekundäre Form bei Patienten, bei denen schon vor einem Lebensalter von 30 Jahren ein erhöhter Blutdruck bestand.

Sonderform Maskierter Hypertonus

Als Sonderform der Hypertonie gilt der maskierte Hypertonus. Dabei zeigen sich bei Untersuchungen in der Praxis immer wieder normale Blutdruckwerte. Findet jedoch die Blutdruckmessung im Alltag statt, fallen die Werte wesentlich höher aus. Besonders betroffen davon sind Raucher, Männer im jüngeren Alter, Diabetiker oder Personen, die viel Alkohol konsumieren. Zur Aufdeckung der erhöhten Blutdruckwerte gilt eine Langzeitmessung als sinnvoll.